
In einem Sammeltaxi geht es von La Paz in nordöstliche Richtung. Am Pass La Cumbre steige ich aus. Ein Nationalparkwächter beginnt einen Tratsch. Ich spende etwas für die Kaffeekasse. Wir scheinen beide müde zu sein.
In der andinen Kultur sind die Berge die Heimstatt der Götter und Geister. Zu ihren Füßen finden sich unzählige kleine Schreine und Altäre, meist auch nur auf dem Boden platzierte Opfergaben, wie Schnapsflaschen und Keckspackungen.
Ich lege ein Stück Brot an die Stelle. Der Nebel lichtet sich noch nicht. Wind kommt auf über dem Pass. Einsamkeit, schwere Schritte.

Ich finde auf dem rauhen Gipfel Schieferplatten und türme diese auf einen bereits vorhandenen Steinhügel auf: Fest in Gedanken an die Familie, an die Freunde und Freundinnen und an die Verstorbenen, bete ich dabei um die Gunst der guten Kräfte in unser aller Leben.
Beim Abstieg über das Geröll geht es eine seichte Flanke herunter. Ich beabsichtige über eine Straße an den Ausgangspunkt zurückzukehren, die ich von oben aus erkenne.
Plötzlich sind dort bunte Punkte: Wanderer ruhen an einem See. Sie laden mich freundlich ein, ihnen zu folgen und in einer Hütte gemeinsam zu Mittag zu essen. Wir gehen durch ein breites Tal.
Einer der Bergführer gibt mir seine Karte. Die Gruppe der Cholitas Escaladoras trainiert für den Aufstieg auf den Aconcagua. Als Bergsteigerinnen sind sie Pionierinnen und brechen mit der Tradition. Erst später bemerke ich die Berichterstattung, das mediale Interesse, eine Entdeckung.
Ich staune über das Zusammentreffen, die Ruhe in der Begegnung.
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